Energiemarkt Hintergrundwissen

Hintergrundwissen

Energiemarkt

Informationen zum Marktprinzip, zur Preisbildung ("Merit Order System") sowie zur aktuellen bzw. zukünftigen Lage am Energiemarkt.

Preisbildung am Energiemarkt

Der Strompreis wird an den Börsen bzw. Großhandelsmärkten gebildet und folgt dem sogenannten „Merit-Order-System“. Merit-Order beschreibt die Reihenfolge, wie die Nachfrage am Strommarkt bedient wird. Um eine gewisse Stromnachfrage abdecken zu können, werden Kraftwerke in Abhängigkeit ihrer Produktionskosten der Reihe nach zugeschaltet. Begonnen wird mit den günstigsten Kraftwerken aus erneuerbaren Energiequellen (z.B. Sonne, Wasser- oder Windkraft). Wenn die erneuerbaren Energien nicht mehr ausreichen, um die Nachfrage zu decken, kommen weitere, teurere Kraftwerke zum Einsatz (z.B. Kohle oder Gas). Der Preis für den gesamten Strom auf dem Markt richtet sich nach dem teuersten zugeschalteten Kraftwerk.

Da die erneuerbaren Energiequellen aktuell nicht ausreichen, um die Nachfrage zu befriedigen, ist es notwendig, auf teurere Kraftwerke zuzugreifen. Dies sind momentan in der Regel Gaskraftwerke. Wenn der Gaspreis steigt, steigt somit auch der allgemeine Marktpreis für Strom.

Vorteile und Kritikpunkte am „Merit Order System“

Die Merit-Order stellt sicher, dass zuerst immer die billigsten Kraftwerke (erneuerbare Energieträger wie Sonne, Wind- oder Wasserkraft) zur Deckung des Strombedarfs herangezogen werden. Daher bemühen sich alle Stromproduzenten, über möglichst günstige und effiziente Kraftwerke zu verfügen, denn je billiger produziert werden kann, desto höher fallen auch die Gewinne aus. Zu teure Kraftwerke werden vom Markt gedrängt. In der Vergangenheit hat dies auch zu günstigen Strompreisen für Verbraucher und Verbraucherinnen geführt.

Derzeit stößt das Merit-Order-System jedoch an seine Grenzen. Die Kapazitäten aus erneuerbaren Energiequellen reichen noch nicht aus, um die hohe Nachfrage der Haushalte und der Industrie zu stillen. Daher muss man momentan auf teures Gas zur Stromproduktion zurückgreifen, welches folglich den Preis für den gesamten Strom auf dem Markt bestimmt.

Zentraler Punkt bleibt auf jeden Fall, uns von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen bzw. zu lösen und den Ausbau erneuerbarer Energiequellen weiter voranzutreiben.

Bisherige Stromkostenentwicklung

Als Energielieferant und Vertriebsgesellschaft der Energie Steiermark sind wir von Großhandelsgeschäften bzw. der Preisbildung auf internationalen Strombörsen wie der European Energy Exchange (EEX), der führenden Energiebörse in Europa, abhängig – diese bilden den europäischen Strom-Mix verschiedener Erzeugungsarten bzw. deren Angebot und Nachfrage am Strommarkt ab. Unsere Eigenerzeugung bauen wir stetig aus, sie deckt jedoch aktuell nur einen geringen und für die Preisbildung irrelevanten Teil des Energiebedarfs unserer Kundinnen und Kunden.

Im Jahr 2022 mussten wir auf die stetig und massiv steigenden Einkaufspreise an den Märkten reagieren und die Strompreise für bestehende Kundinnen und Kunden anpassen. Aufgrund der mehrjährigen Aufbringungsstrategie (zwischen 24 und 36 Monaten) der Energie Steiermark mussten jedoch nicht die extremen Preissteigerungen von bis zu 400 % weitergegeben werden und somit konnten wir die Mehrbelastung für unsere Kundinnen und Kunden so gering wie möglich halten. Dies wurde mitunter auch dadurch ermöglicht, dass wir bereits in den Vorjahren noch zu relativ günstigen Preisen den Energiebedarf für das Jahr 2022 absichern konnten.

Folgende Darstellung veranschaulicht die Entwicklung der kurzfristigen Marktpreise im Jahr 2022, die deutlich über den Strompreisen bestehender Kundinnen und Kunden der Energie Steiermark gelegen sind:

 

Auch die mittel- und langfristigen Kosten für Energiebeschaffungen mit Termingeschäften, die für eine Bewirtschaftung eines großen Kundenportfolios unverzichtbar sind, sind seit Ende 2021 deutlich über den Strompreis bestehender Kundinnen und Kunden gelegen.

Künftige Strompreisentwicklung

Trotz der spürbaren Preisrückgänge ist die Situation durch signifikante kurzfristige Preisschwankungen auf den globalen Energiemärkten weiterhin als sehr angespannt zu beurteilen.

Auf europäischer Ebene führte zu Jahresbeginn vor allem die unsichere Produktionssituation in Frankreich zu deutlichen Preisausschlägen und somit zu einer Erhöhung der Risikokosten in den Aufbringungsstrategien. Weiters sind die Produktion aus Wasserkraft, vorwiegend bedingt durch Trockenperioden, und der Einfluss der Erdgasproduktion in Norwegen mit erheblichen Unsicherheiten behaftet, die mit immer größeren kurzfristigen Preisausschlägen einhergehen.

Gerade der nächste Winter unterliegt noch großer Unsicherheit und weitere Anpassungsmaßnahmen sind nun von der Entwicklung in den nächsten Monaten abhängig. Wir sind jederzeit bemüht, alle Risiken zu betrachten und diese so gering wie möglich für Sie zu halten.